Seit dem Beginn der Arbeiten an diesem Bericht im Jahr 2023 wurde eine Vielzahl an Gesprächen und Interviews geführt, Daten ausgewertet, Literatur gesichtet, Theorien und Konzeptionen entwickelt, diskutiert und wieder verworfen – bis das Endprodukt nun wirklich vorgelegt werden konnte. Von einem „Endprodukt“ zu sprechen, trifft es dennoch nicht ganz: Der vorliegende Bericht knüpft an frühere Armutsberichte aus den Jahren 1999 und 2011 an, geht im Umfang jedoch deutlich über diese hinaus und weist eine andere Herangehensweise vor. Er versteht sich nicht als abschließende Bestandsaufnahme, sondern als ein Beitrag zur (sozialwissenschaftlichen) Auseinandersetzung mit Armut in Regensburg – mit dem Ziel, neue Perspektiven zu eröffnen und eine kontinuierlichere Beschäftigung mit dem Thema anzuregen. Zum Abschluss möchten wir deshalb die Gelegenheit nutzen, die Ergebnisse, den Arbeitsprozess und auch die Leerstellen dieses Vorhabens kurz zu rekapitulieren und mit einem Ausblick auf das, was noch zu tun ist, zu enden. Oder um es ganz kurz auf den Punkt zu bringen:
Was ist? Oder: Was uns besonders wichtig erschien.
Was bleibt? Oder: Was hat der vorliegende Armutsbericht 2025 an Erfahrungen und Impulsen gebracht?
Was könnte noch kommen? Oder: die Zukunft der Armutsberichterstattung in Regensburg?
Es mag etwas befremdlich klingen, aber sozialwissenschaftliche Armutsforschung bietet für die Forschenden selten völlige Überraschungen: Die Betroffenengruppen sind über die Jahre recht stabil, große Entwürfe und Lösungsansätze eher die Ausnahme und die Möglichkeiten einer kommunalen Armutsbekämpfung (wie beschrieben) an vielen Stellen eher limitiert. Dennoch sind uns bei den Arbeiten an diesem Bericht einige Punkte aufgefallen, die wir zum Abschluss noch einmal zusammenfassen möchten:
Das omnipräsente Thema in Regensburg war in allen Interviews und Analysen der extrem umkämpfte Wohnungsmarkt – und die daraus resultierenden hohen Preise bzw. Lebenshaltungskosten in der Stadt. Wohnungsbaupolitik, die Frage nach bezahlbarem Wohnraum und nach vermehrter Verfügbarkeit von Sozialwohnungen sollten daher – trotz aller Schwierigkeiten – ganz oben auf der Agenda einer städtischen Armutspolitik stehen. Besonders betrachtet werden sollten hierbei die enge Verknüpfung von Wohnungsnot und Armut, die speziellen Bedarfe Wohnungsloser, Fragen der Sozialen Segregation sowie die zunehmende Ausdünnung der Infrastruktur (Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung).
Ein weiterer auffälliger Punkt war für uns die Verknüpfung verschiedener Problemlagen in unterschiedlichen Kombinationen. Die auch in der Forschung bekannten Verbindungen von Armut und Geschlecht, Armut und Migration sowie Alter und Armut treten in Regensburg deutlich zu Tage – Stichwort Altersarmut bei Frauen und besonders bei Frauen mit Migrationserfahrung oder Migrationshintergrund. An dieser Stelle ist auch prominent die Frage der Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen zu nennen. Hier ist über eine Verbesserung der Kommunikationsstrukturen und der Informationspolitik nachzudenken. Ein verstärkter Übergang von Komm- zu Bringstrukturen könnte hier ebenfalls ein Ansatz sein, der auch beim generellen Problem der Bekämpfung von Altersarmut Verbesserungen erzielen könnte.
Die Möglichkeiten der Stadt auf der Ebene der Finanziellen Dimension sind klar umrissen: Wo Ansprüche auf Unterstützung bestehen, werden diese gewährt. Hier sei allerdings erneut auf das Problem der Nicht-Inanspruchnahme verwiesen. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten Ansprüche, nehmen diese jedoch nicht in Anspruch – hier gilt es die Kommunikation und in Teilen auch die Koordination zu verbessern.
Zu betonen bleiben der Zusammenhang von Renten, Altersarmut und Geschlecht, ebenso Gender und Citizienship Pay Gaps.
Das Preis- und Entlohnungsgefüge zu beeinflussen ist nicht Gegenstand einer kommunalen Armutspolitik, eine erhöhte Sensibilität ist dennoch dringend geboten. Wo akute finanzielle Notlagen und Existenzgefährdung drohen, gilt es schnell und konsequent zu helfen. Der „Runde Energietisch“ ist ein gutes Beispiel für eine derartige hilfreiche Maßnahme. Die Schuldnerberatung gilt es aus unserer Sicht weiter auszubauen, um Menschen in finanziellen Krisen schnell und professionell zu unterstützen.
Der Bereich der Bildung nimmt immer eine prominente Rolle bei der Auseinandersetzung mit Armut ein. Bildung ist ein Schutzfaktor und kann Armut entgegenwirken. Deshalb sind alle Maßnahmen, die verbesserte Bildungschancen von Kindern aus armutsbetroffenen Haushalten bringen ebenso sinnvoll, wie die gezielte Adressierung Armutsbetroffener und Langzeitarbeitsloser bei Weiterbildungsangeboten – lebenslanges Lernen. Ein weiteres wichtiges Forschungsfeld ist die finanzielle Lage von Studierenden und Auszubildenden. Obwohl sie bundesweit überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen sind, werden sie in der Armutsberichterstattung – auch in diesem Bericht – oft nur am Rande berücksichtigt. Nicht zuletzt gewinnt der Bereich der digitalen Bildung anhaltend an Bedeutung.
Ein wichtiger Basissatz der Armutsforschung lautet: Krankheit kann zu Armut führen und Armut kann krank machen. Im Zuge der Berichtsarbeiten sind wir immer wieder auf diesen Zusammenhang gestoßen. Besonders erwähnenswert sind in diesem Kontext folgenden Punkte: Erstens Berichte der Fachkräfte über die Zunahme psychischer Erkrankungen bei den Klientinnen und Klienten. Hier sollte auf allen Ebenen der Stadtgesellschaft, vom Sozialbereich über die Verwaltung bis hin zu den Sicherheitskräften eine höhere Sensibilität angestrebt werden. Zweitens wurden Probleme einer schwindenden gesundheitlichen Nahversorgung angesprochen. In Kombination mit eingeschränkter Mobilität gerade bei kranken und alten Menschen können hier vermehrte Probleme bei der Versorgung entstehen. Drittens sollte vermehrt barrierefreier und inklusiver Wohnraum geschaffen werden.
Der in diesem Bericht gewählte theoretische Ansatz des Capability Approach rückt die Verwirklichungschancen der Menschen in den Mittelpunkt – und ist damit eng mit verschiedenen Formen sozialer Teilhabe verknüpft, auch im politischen Bereich. Doch gerade hier zeigen sich Ausschlüsse: Armutsbetroffene Menschen nehmen seltener am politischen Leben teil und haben dadurch weniger Möglichkeiten, ihre Interessen wirksam einzubringen. Hier gilt es, neue und niedrigschwellige Formen politischer Partizipation zu fördern.
Teilhabe ist jedoch nicht nur politisch zu denken, sondern ebenso räumlich – insbesondere im Zusammenhang mit Mobilität. In diesem Bereich hat sich der „Stadtpass“ als wirkungsvolles Instrument erwiesen. Dennoch bleibt die tatsächliche Nutzung weit hinter der Zahl der Anspruchsberechtigten zurück. Eine gezielte Verbesserung der Information über den Stadtpass wäre eine unmittelbar wirksame Maßnahme. Auch eine Ausweitung der damit verbundenen kulturellen Angebote könnte die Teilhabemöglichkeiten armutsbetroffener Bürgerinnen und Bürger deutlich stärken.
Schließlich ist auch die fortschreitende Digitalisierung als Herausforderung für Teilhabe zu betrachten. So sehr die digitale Transformation vieler Lebensbereiche wünschenswert und notwendig ist – sie birgt zugleich die Gefahr, bestehende Ungleichheiten zu verschärfen. Besonders ältere Menschen, aber auch Personen mit geringer Bildung oder niedrigem Einkommen, sind vom digitalen Ausschluss bedroht. Eine teilhabegerechte Digitalisierung muss diesen Risiken aktiv begegnen und entsprechende Unterstützungsangebote mitdenken.
In der letzten Dimension, die untersucht wurde, fallen alle bereits behandelten Themen zusammen. Armutsbetroffene Menschen in der Stadt berichten von Gefühlen der Scham über ihre Lebenssituation. Aus dieser Scham resultieren gesellschaftlicher Rückzug und aus diesem Rückzug können Einsamkeit und Isolation entstehen. Das in der Öffentlichkeit und Politik gerne vermittelte Bild, dass die Armen den Staat ausnutzen würden, verstärkt diese Prozesse noch zusätzlich. Hierin ist sehr wahrscheinlich auch eine Ursache für die häufige Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen gerade bei alten Menschen zu suchen. Bereits hier wäre eine Veränderung des Diskurses über Armut dringend geboten, damit rechtlich zustehende Hilfen auch wirklich in Anspruch genommen werden und Einsamkeit und Isolation verringert werden können. Das Gefühl nicht an der Gesellschaft zu partizipieren, führt teilweise auch zu Ressentiments gegenüber anderen Gruppen, wie z.B. Migrantinnen und Migranten. Hier findet sich ein weiteres Argument dafür, die bisherige Diskurspraxis zu ändern und zu einer anderen Form des Sprechens über Armut zu finden.
Über manche Themen wird zudem nur in begrenztem Maße gesprochen: Obwohl das Forschungsteam immer wieder auf die Wichtigkeit des Themas der Altersarmut und der Einsamkeit hingewiesen wurde, bleiben bei näherer Untersuchung gerade die armutsbetroffenen alten Menschen häufig geradezu unsichtbar. Auch dies gilt es im Diskurs über Armut in Regensburg in Zukunft zu ändern.
Nach 14 Jahren ohne einen expliziten Armutsbericht für die Stadt Regenburg liegt nun eine umfangreiche Dokumentation über Armut in der Domstadt vor. Diese konnte partiell an die Arbeiten von 2011 anschließen, an vielen Punkten geht sie aber darüber hinaus oder setzt neue Schwerpunkte. Hier ist insbesondere das Thema der Einsamkeit und der Scham und die Auseinandersetzung mit Altersarmut zu nennen.
Vor dem Beginn der Arbeiten an so einem Vorhaben ist es immer notwendig, einige zentrale Entscheidungen zu treffen. Eine ist sicherlich mit der Frage verknüpft, ob es genügt, Zahlen und Fakten aneinanderzureihen, um Armut zu beschreiben, oder ob man ein theoretisches Gerüst verwenden will. Beide Varianten sind denkbar und können zu einem guten Ergebnis führen. Wir haben uns, wie bereits erwähnt, für einen theoretischen Rahmen, den in der Armutsforschung bekannten Capability Approach, entschieden.
Die Verwendung des Capability Approach von Amartya Sen fungierte für den Bericht als Klammer, um dem vielfältigen Phänomen der Armut in einer Stadtgesellschaft aus den verschiedensten Blickwinkeln gerecht zu werden. Die Aufteilung nach den unterschiedlichen Dimensionen erwies sich dabei als hilfreich, um dem Bericht Struktur und einen stabilen Aufbau zu verleihen. Allerdings ist es, gerade für Projekte mit kleinem Budget, nicht möglich, alle Elemente des komplexen Capability Approach in gebührender Form aufzunehmen und empirisch zu unterlegen. Dennoch sind wir der Ansicht, dass die Rückbindung an eine solche theoretische Struktur sehr viel Nutzen und analytischen Wert gebracht hat und für die Zukunft weiter fortgeführt werden sollte. Ob dies zwingend der Capability Approach in der verwendeten Form sein muss, ob dieser erweitert, verkürzt oder ein anderer Ansatz verwendet werden soll, bleibt die Entscheidung zukünftiger Forschungsteams.
Die Verwendung des Capability Approach machte in den Arbeiten am Bericht auch eine grundsätzliche methodische Entscheidung notwendig. Die Multidimensionalität dieser Theorie abzubilden, konnte unserer Ansicht nach nur mit einem Methodenmix aus quantitativen und qualitativen Methoden erreicht werden. Neben der Verwendung von amtlicher Statistik und Kennzahlen aus Verwaltung und Behörden enthält dieser Regensburger Armutsbericht daher erstmals einen großen Anteil an qualitativen Befragungsdaten. Sie ermöglichen tiefere Einblicke in die Wahrnehmungen der Verwaltung, der Fachkräfte und Profis auf der einen Seite und der Armutsbetroffenen auf der anderen. Mit dem Methodenmix gewinnt der Bericht an Tiefe und vermittelt die Erfahrungen, Probleme und Wünsche verschiedenster Teile der Stadtgesellschaft. Dies stellt aus unserer Sicht einen großen Vorteil dar und könnte in der Zukunft so weitergeführt werden.
Der Vorgängerbericht aus dem Jahr 2011 hatte eine starke sozialgeographische Prägung. Der vorliegende Bericht versucht zumindest durch die Sozialraumorientierung aus der Sozialen Arbeit hieran anzuknüpfen. Derartige Forschungsarbeiten sind sehr aufwändig und konnten aus Mangel an Zeit und Ressourcen leider nur punktuell durchgeführt werden. An dieser Stelle möchte der Bericht auch dringend einen Diskurs anstoßen, ob eine Umstellung auf eine vermehrte Sozialraumorientierung nicht große Potenziale für eine Neugestaltung der sozialen Infrastruktur in Regensburg bieten würde.
Ein Novum des 2025er Berichts sind auch die studentischen Beiträge, die sich an den unterschiedlichsten Stellen des Textes wiederfinden. Das rege Interesse und die große Begeisterung der Studierenden der Fakultät Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH waren eine große Motivationshilfe bei den Arbeiten am Projekt. Gleichzeitig konnte durch die Vielzahl an Beiträgen auch ein großes Spektrum an Themen abgedeckt werden. Die Einbindung solcher Arbeiten hat sich in der Rückschau als Erfolgsmodell herausgestellt und könnte für die Zukunft wieder Anwendung finden sowie auf weitere Fakultäten und Studiengänge ausgedehnt werden.
Erstmalig wurde der Regensburger Armutsbericht auch nicht nur als reines Dokument vorgelegt, sondern ist zudem als gekürzte Version auf einer Homepage verfügbar. Dies ist etwas „zugänglicher“ als ein Berichtstext, der einen Umfang von mehreren hundert Seiten hat. Während klassische Armutsberichte zudem Gefahr laufen, schnell in Vergessenheit zu geraten, soll die Homepage die Möglichkeit der Aktualisierung, des Diskurses und der Vernetzung bieten und so das Thema Armut auf der Agenda halten.
Wie im Verlauf der Arbeiten am Bericht deutlich wurde, sind diverse Felder z. B. im Bereich der Gesundheit, der Pflege, des Wohnens oder der Bildung noch nicht völlig ausgearbeitet und bedürften der Ergänzung und weiterer Forschungsarbeiten. Dies gilt auch für den Bereich der Theorieentwicklung und der Forschungsmethoden, denn Wissenschaft ist immer Weiterentwicklung. Hier wäre neben den Gesundheitswissenschaften der OTH und der Medizin an der Universität auch an den Bereich der Architektur, der öffentlichen Verwaltung oder des Managements und natürlich der Sozialen Arbeit an der OTH zu denken. Die Homepage kann hier als Informations- und Austauschmedium für die lokale Wissenschaft und die Praxis dienen.
Die Inhalte und Themen können aber auch für Bildungseinrichtungen und als Material für den Unterricht über die Hochschulen hinaus von Nutzen sein.
Im Zuge des Forschungsprozesses wurde auch deutlich, welche große Zahl an Initiativen, Diskussionsforen und Hilfseinrichtungen in Regensburg existieren. Auch diese Gruppen möchte die Homepage ansprechen und so eine niederschwellige Informationsplattform bieten.
Die Homepage liefert auch eine ganz konkrete Hilfestellung für armutsbetroffene Menschen in Regenburg: Es werden in einem gesonderten Bereich eine Vielzahl von Ämtern, Einrichtungen, Beratungsstellen und Hilfsorganisationen aufgelistet, die für Armutsbetroffene wichtig und nützlich sein können. Neben der Funktion des Unterstützungsangebots werden in vielen Fällen auch deren Zugangsvoraussetzungen kurz beschrieben. Diese Liste soll explizit als digitale Informationsplattform für armutsbetroffene Bürgerinnen und Bürger firmieren und fortlaufend ergänzt und aktualisiert werden.
Nachdem so viele Jahre kein Bericht mehr erschienen war, fiel die jetzige Ausgabe entsprechend umfangreich aus. Trotz intensiver Arbeiten und großem Aufwand konnten allerdings, wie bereits erwähnt, einige wichtige Themen nur punktuell bearbeitet werden. Mit „Schwerpunktberichten“, die in wesentlich kürzeren Abständen erscheinen und deutlich kürzer sein sollten, könnten Lücken geschlossen und auf aktuelle Entwicklungen eingegangen werden.
Das Team des 2025er Berichts schlägt daher folgende Schritte für eine zukünftige Armutsberichterstattung vor:
Denkbar und nötig wären hier für die Zukunft folgende Bereiche:
Nach den Erfahrungen mit dem aktuellen Armutsbericht wären, jenseits der Spezialthemen, auch immer wieder umfassende Armutsberichte erforderlich, mit denen die gesamte Breite der Entwicklung im Zeitverlauf abgebildet werden könnte. Sofern man einige der Herangehensweisen aus dem 2025er Bericht fortschreiben würde, könnte der nötige Aufwand an Theorieentwicklung und Methodik deutlich minimiert werden. Dennoch bleibt dies eine große Aufgabe, für die einige Voraussetzungen geschaffen werden sollten:
Zu Armut wird in Deutschland und Europa regelmäßig geforscht und es liegen sehr gute Daten und Konzepte aus der amtlichen Statistik vor. Diese lassen aber nur begrenzt schlüssigen Vergleiche für kleine Einheiten wie die Stadt Regensburg zu. Daher wäre es dringend geboten in regelmäßigen Abständen und in enger zeitlicher Abstimmung mit den nationalen Erhebungen wie dem Mikrozensus jeweils eine repräsentative Erhebung vor Ort durchzuführen. Dabei sollten Indikatoren wie das AROPE Modell (Von Armut oder Gefahr der sozialen Ausgrenzung bedroht) verwendet werden. Die dort verwendeten einzelnen Indikatoren, (wie z. B. die „Materielle und soziale Entbehrung“) liegen für Regensburg nicht vor und sollten in Zukunft dringend in passenden Zeitabständen bevölkerungsrepräsentativ erhoben werden.1
Die lokale Forschung sollte dabei im Gleichschritt mit der Bundesstatistik erfolgen. In welchen Abständen dies sinnvoll wäre, müsste auf Ebene der örtlichen Politik entschieden werden.
Weiterhin gälte es, diesen Prozess Form finanziell und organisatorisch abzusichern. Ob dies personell auf Basis einer städtischen Stelle oder durch regelmäßige Vergabe an Forschungseinrichtungen oder professionelle Umfrageinstitute erfolgen sollte, ist ebenfalls eine Frage für die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger. Der jetzige Bericht wurde von Seiten der beteiligten Professuren auf rein ehrenamtlicher Basis erstellt, dies ist – und dies muss deutlich betont werden – kein Modell für die Zukunft.
Forschung gibt es nicht umsonst und Forschung als Ehrenamt mag verdienstvoll sein, ist auf Dauer aber nicht durchführbar. Zudem kosten die Durchführung der Forschungsarbeiten (z. B. zu den Indikatoren) sowohl Geld als auch Personal. Die aktuellen Forschungsarbeiten und die Finanzierung des studentischen Forschungsteams konnten nur durch das großzügige Sponsoring unserer Spender und die zusätzliche Unterstützung der OTH gesichert werden.
Sollte man der Empfehlung der Entwicklung einer regelmäßigen Datenbasis folgen, muss auch dies zwingend von Seiten der Stadt finanziell abgesichert werden.
Wir hoffen in den kommenden Monaten auf einen regen Austausch und einen konstruktiven Diskurs auf den verschiedensten Ebenen der Stadtgesellschaft. Der nächste Armutsbericht wird hoffentlich nicht wieder 14 Jahre auf sich warten lassen und könnte dann wohl auch deutlich kürzer ausfallen. Wir danken den Leserinnen und Lesern für ihr Interesse und ihre Ausdauer bei der Lektüre dieses umfangreichen Berichts!
1 Eine Person gilt gemäß EU-Definition als von Armut oder sozialer Ausgrenzung (AROPE) bedroht, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutrifft: Ihr Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze, ihr Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen oder sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung. Destatis (2025): Gefährdung durch Armut und Soziale Ausgrenzung.
Statistisches Bundesamt: Gefährdung durch Armut oder soziale Ausgrenzung (AROPE) (https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Gleichstellungsindikatoren/arope.html; Zugriff: 07.04.2025).